„Mit Musik lässt es sich wunderbar aus dem Alltag herausträumen“, das sagt NDR-Kultur-Moderator Philipp Schmid, der in seinem Podcast jede Woche neue handverlesene Playlists zusammenstellt. Von Pop bis Klassik – die Musik ist für ihn ein Anlass, sich gemeinsam mit seinen Hörerinnen und Hörern auf fantasievolle Gedankenreisen zu begeben. Der Radiopreisträger Schmid kennt die richtige Musik für jede Stimmung und für jede Lebenslage. Kürzlich lud Schmid gemeinsam mit dem NDR zu einer Sonderausgabe von „Philipps Playlist“, im Planetarium Wolfsburg konnte eine Livesendung seines Podcast verfolgt werden, passend bebildert mit eindrucksvollen Projektionen des Planetariums. Redakteur Falk-Martin Drescher traf ihn dort vorab für ein Interview.

Philipp Schmid & der Dude im Gespräch. Bildnachweis: Ronja Neumann.

Wie ist das musikalische Grundkonzept Deines Podcasts entstanden und wie würdest Du den Grundgedanken Deines Formates beschreiben?

Ich bin Moderator bei einem Programm, das klassische Musik spielt, insofern bin ich natürlich mit Klassik aufgewachsen – aber genauso mit Pop oder Jazz. Ich habe klassisch Klavier studiert, aber eigentlich nie richtig Klassik gemacht, sondern eher Jazz, Barmusik, Unterhaltungsmusik oder Popmusik. Ich habe da einen sehr breiten Musikgeschmack.

Und es ist auch so, dass ich ein sehr emotionaler Konsument von Musik bin. Also: Was fühle ich bei dieser Musik? Mir ist es auch wichtig, das nicht zu akademisch zu denken, also im Sinne von „In welcher Lebenssituation hat sich der Produzent befunden?“. Ich finde, dass sich da jeder in seinem eigenen Umfeld wiederfinden kann. Man muss gar nichts über den Kontext wissen, jeder kann und sollte jede Art von Musik auf seine eigene Art und Weise fühlen. 

In meinem Podcast selbst verbinden sich klassische Stücke mit beispielsweise akustischem Pop oder Ambient, manchmal auch Filmmusik.

Du lädst dazu ein mehr zu Träumen. Träumen wir im Alltag zu wenig?

Vor allem die Pandemie hat aufgezeigt, dass es wichtig ist, sich mehr Zeit für sich selbst zu nehmen. Da geht es gar nicht speziell darum, über sich selbst nachzudenken, sondern sich einfach mehr Freiraum für sich selbst zu geben.

Wie kommt Deine musikalische Auswahl zustande? Was inspiriert Dich?

Es gibt schon ein paar Labels für neoklassische Musik, die wirklich ganz tolle Ideen haben oder wo sich spannende Menschen zusammenfinden. Und natürlich inspirieren mich auch   Streaming-Dienste, à la „Diese Musik könnte Dir auch gefallen.“ Tatsächlich trifft das bei mir ziemlich oft zu (lacht).

Seit Jahren stellt man ja eigentlich eine große emotionale Aufladung und Beliebtheit des Formates und Konzeptes „Podcast“ fest. Podcasts genießen  totalen Aufwind. Wie erklärst Du Dir diesen Erfolg?

Ich persönlich genieße es sehr zwei Menschen bei einer interessanten Unterhaltung zuzuhören. Für mich kommt es immer darauf an: finde ich die jetzt sympathisch? Also, klingen die Stimmen so, dass ich denen gerne zuhöre, auch bei Leuten, die über irgendwas sprechen, beispielsweise zwei Stunden lang über die größten Alben der Geschichte. Auffällig ist auch, dass das Format niedrigschwelliger zu produzieren ist: Früher brauchte man ein Radio-Studio, heute machen das Unternehmen selbst oder gar Privatleute zu Hause. Da gibt es viele gute Formate.

Was macht einen guten Podcast denn vor allem aus?

Ich finde, dass man für etwas brennen muss. Und diese Leidenschaft anderen gut mitteilen kann. Letztendlich geht es darum, die Geschichten so zu erzählen, dass sie die Hörer interessieren. Das ist auch etwas, wo Radio sich mitunter von den Menschen entfernt hat. Montags heißt es „oh nein, alle wieder zur Arbeit oder in die Schule“ oder freitags „juhu, endlich wieder Wochenende!“ – ich glaube nicht, dass alle den Montag hassen oder sich die ganze Woche lang auf das Wochenende freuen. Morgens ist auch nicht jeder müde. An einem warmen Tag muss man den Menschen auch nicht sagen: Hey Leute, Ihr braucht heute keinen dicken Pulli – das wissen die schon selbst (lacht). Es geht also auch um ein gutes Gefühl, um Empathie für die Hörerschaft.

Was hast Du noch so für Wünsche, Pläne oder auch Ideen für dein Format?

Ich hatte ja schon ein paar Gäste, Tim Mälzer zum Beispiel. Demnächst ist Max Mutzke mit dabei, mit dem wollte ich mich unbedingt treffen. Mit anderen Musikern gemeinsam an dem Format zu arbeiten ist schon ein großer Traum. Spannend ist es auch gemeinsam im Podcast musikalisch zu improvisieren. Nach rund 50 Folgen weiß ich sehr gut, wie ich von einem zum nächsten Song komme – jetzt geht es um noch mehr gemeinsame, musikalische Improvisation mit anderen Musikern, vielleicht einem Saxophonisten & Co. Um eine noch größere, persönliche Note zwischen den Songs.

Falk-Martin Drescher

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